Wie schon am Tag zuvor ging es noch vor Sonnenaufgang aus dem Bett. Nach nur zwei Nächten im Yelowstone heißt es nun: auf zur nächsten Etappe. Unser Ziel ist Idaho Falls und man könnte in nur zwei Stunden dort sein, wenn man den direkten Weg nehmen würde. Man kann aber auch den ganzen Tag brauchen, wenn man durch den Yellowstone Nationalpark zum direkt anschließenden Grand Teton Nationalpark fährt. Ich brauche wohl nicht weiter erläutern, für welchen Weg wir uns entschieden haben. 🙂 Also Koffer gepackt und ab in den Yellowstone, doch nicht ohne wieder im Stau zu stehen. Dieses Mal war der Grund kein Grizzly, sondern eine große Herde Wapitis. Wir hatten ja schon das Glück in Jasper und Banff sehr dicht an einige dieser Tiere heranzukommen, doch so eine Chance lässt man sich natürlich nicht entgehen, so dass wir dann auch noch mal angehalten haben.

Die Bullen können gerade jetzt zur Brunft sehr gefährlich werden, deshalb sollte man lieber einen etwas größeren Sicherheitsabstand einhalten. Wie ich später noch erfahren habe, kommen die Wapitis nur zur Brunftzeit so dicht an die Straße heran und lassen sich auch von Heerscharen von Fotografen nicht verscheuchen. Mir sollte es nur recht sein.

Unser Weg führt uns nach Süden, vorbei am Old Faithful, dem wohl bekanntesten Geysir im Yellowstone Nationalpark, welcher nur alle 1,5h ausbricht. Von weitem konnten wir sehen, dass er gerade ausbrach und als wir ankamen war die ganze Show wieder vorbei. Wir hatten keine Zeit, um bis zum nächsten Ausbruch zu warten, aber immerhin waren wir mal dort. Unser Weg führte uns weiter Richtung Süden, wo wir noch relativ nah an einen Kojoten herankamen. Bevor wir letztendlich den Grand Teton Nationalpark erreichten, begegneten wir noch ein paar Bisons, die vor dampfenden Quellen über die Wiesen streiften. Bei dem Anblick hatte man das Gefühl, dass man nicht mehr Wildnis erleben kann als hier. So muss es sich angefühlt haben, als die ersten Siedler dieses Naturschatz entdeckten. 🙂
Ehrlich gesagt, hatte ich den Grand Teton Nationalpark vor der Reise gar nicht so wirklich auf dem Schirm und erst ein paar Tage bevor wir dort waren, ist es mir bewusst geworden, dass wir den Weg durch den Park nehmen können. Dementsprechend hatte ich mich auch nicht so wirklich vorbereitet und wusste auch nur bedingt, was uns dort erwarten würde. Hätte ich geahnt, wie schön es dort ist, hätte ich vermutlich die Reise noch mal etwas anders eingeplant, so dass wir dort auch eine Nacht verbracht hätten. Aber nun gut, da wir nur so viel Zeit hatten, dass wir einmal durchfahren konnten, mussten wir eben das Beste daraus machen. Ein, zwei Abende vorher habe ich mal gegooglet, ob es dort interessante Spots geben könnte, die man gezielt anfahren könnte und in der Tat gab es drei vielversprechende Punkte, an denen wir unbedingt anhalten sollten. Der erste Punkt war am Snakehead River mit Blick auf das Grand Teton Massiv. Im Vordergrund stand ein Baumgruppe knallgelber Espen und dazu der strahlend blaue Himmel. Das Wetter war perfekt und der Kontrast zwischen gelb und blau hat wunderbar gepasst. Da war es auch nicht so tragisch, dass ich das Foto nicht zum Sonnenaufgang oder zum Sonnenuntergang machen konnte.
Durch den Grand Teton Nationalpark führt im Prinzip nur ein große Straße und die führt geradewegs nach Süden, jedenfalls wenn man von Norden kommt. Ein weiterer Spot war ebenfalls am Snakeriver, mit Blick in Richtung Westen.
Der letzte Punkt, den wir angesteuert haben, ist wohl einer der bekanntesten Fotosports überhaupt. Als ich mich über den Park infiormierte, entdeckte ich ein Foto einer Scheune, welches ich schon des Öfteren gesehen habe, aber ich wusste nie, wo diese Scheune steht. Es ist vermutlich die am häufigsten fotografierte Scheune der Welt und das zu Recht. Es handelt sich um die Moulton Barn in der Mormon Road. Die Scheune sieht aus wie aus dem 18. Jahrhundert und das Besondere ist nicht nur die Scheune, sondern der atemberaubende Hintergrund. Wenn man hier ein Foto macht, kann man eigentlich nicht viel verkehrt machen. Als wir am Nachmittag dort ankamen, waren beireits vier andere Fotografen vor Ort. Einer erzählte mir, dass man mindestens drei Stunden vorher da sein sollte, wenn man die Scheune zum Sonnenaufgang fotografieren möchte: Nur so bekommt man den besten Platz, denn man hat hier nicht allzu viele Perspektiven. Morgens scheint dort also echt die Hölle los zu sein, aber irgendwoher müssen ja die unzähligen Fotos dieser Scheune kommen. Nachdem wir unsere Fotos im Kasten hatten, ging es über eine Passstraße direkt bis nach Idaho Falls, wo unser Hotel schon auf uns wartete.